Neue, verständliche Denkmodelle
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kriselte es in der Wissenschaft der Mathematik: „Verschiedene Vorfälle stellten den Glauben an die Widerspruchsfreiheit mathematischer Systeme infrage“, erläutert Hempel. Es stellte sich heraus: Komplexe Systeme wie die Arithmetik können niemals vollständig und widerspruchsfrei sein.“
Alan Turing entwickelte das Modell einer Maschine, die mathematische Berechnung als mechanischen Prozess beschreibt. Der Maschinenaufbau war dabei für alle Berechnungen gleich, der Unterschied lag in der Programmierung. Bis heute ist dieses leicht verständliche Modell als „Turing-Maschine“ bekannt. „Was die leisten konnte, ist das, was wir heute als Algorithmus kennen“, erklärt Hempel. „Es ist also eine Handlungsvorschrift, um zu einer Lösung zu kommen.“ Noch dazu war die Maschine universell einsetzbar. Gleichzeitig wies Turing nach, dass es unmöglich ist, einen Algorithmus zu entwickeln, der für jede mathematische Aussage entscheidet, ob sie bewiesen werden kann oder nicht. „Wir würden heute sagen, Computer können nicht alle Probleme lösen“, umschreibt Hempel es. Im Jahr 1936, noch als Student, veröffentlichte Turing seine Arbeit – sie gilt als Geburtsstunde der Informatik.
Alan Mathison Turing (1912 bis 1954)
23. Juni 1912
Turing kommt in London zur Welt. Da sein Vater als Regierungsbeamter in Indien arbeitet, werden sein Bruder und er zu einer befreundeten Familie in Obhut gegeben. Schon früh zeigt sich, dass der Junge auffallend intelligent und von Zahlen und Rätseln fasziniert ist
Während des 2. Weltkrieges
Turing arbeitet in den USA an Möglichkeiten, gesprochene Sprache zu verschlüsseln
1948
Turing ist ein begeisterter Läufer. Nur aufgrund einer Verletzung verpasst er knapp die Qualifikation für das britische Marathonteam der Olympischen Spiele in London
1952 bis 1954
Der Wissenschaftler schafft mit dem Konzept der chemischen Musterbildung mathematische Grundlagen der Biologie
1954
Turing stirbt in seiner Wohnung unter ungeklärten Umständen
1992
Turings gesammelte wissenschaftliche Arbeiten werden veröffentlicht