
Im Gespräch mit Ralph Rehbein und Hajk Nagdaljan
Mithilfe von Container-Plattformen lassen sich Fachverfahren auf eine effiziente Art und Weise virtuell ausführen, steuern und updaten. Cloud Platform Architect Ralph Rehbein und Principal Cloud Platform Engineer Hajk Nagdaljan stellen mit ihrem crossfunktionalen Team aus dem Netz- und Rechenzentrumsbereich seit 2019 Container-Plattformen für zahlreiche Anwendungen in der digitalen Verwaltung zur Verfügung. Mittlerweile haben sie mit ihren Kolleg*innen 28 Lösungen in Betrieb genommen – fast genauso viele sind gerade auf dem Weg. Im Interview erklären die DVZ-Experten, was Container leisten können, wie sie ihre Arbeitsweise ändern mussten und wie das DVZ die Container-Technologie in Zukunft ausbauen möchte.
Haben Sie ein Beispiel dafür, wie Behörden von Containern profitieren können?
Nagdaljan: An Wahltagen sind viele Menschen auf Webseiten öffentlicher Träger unterwegs. Mit Containern können diese ihre Kapazität kurzfristig erhöhen – also etwa 1000 statt 100 Container bereitstellen. Die Anfragen werden so schneller bearbeitet. Danach kann die Kapazität wieder heruntergefahren und an einer anderen Stelle eingesetzt werden.
Warum steigt der Bedarf an Container-Lösungen in der öffentlichen Verwaltung gerade so rasant?
Rehbein: Das liegt zum einen daran, dass Behörden nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) und dem Registermodernisierungsgesetz viele Fachverfahren digital anbieten müssen. Container eignen sich perfekt dafür, Fachverfahren schnell an den Start zu bringen. Zum anderen zeigt sich besonders bei Gesetzesänderungen, dass Container sich einfacher updaten lassen. Damit spart sich die öffentliche Hand einen riesigen Aufwand bei Betrieb und Wartung. Das sind auch Gründe, warum die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie verlangt, Lösungen in Zukunft auf Container umzustellen.
War schon 2019 abzusehen, dass die Entwicklung von Containern derart positive Effekte haben würde?
Rehbein: Der Anfang war mühselig, denn wir mussten die gesamte Infrastruktur und die Arbeitsabläufe neu entwickeln. Ziel war es zunächst, hausintern einen vollständigen Service anzubieten, um danach weitere Fachverfahren auf die Technologie umzustellen. Das Karriereportal des Landes war unser erstes externes Pilotprojekt. Es stand am Beginn einer sehr schnellen Entwicklung. Doch jetzt, wo die Prozesse stehen und die Wartung zu großen Teilen automatisiert ist, können wir immer schneller neue Container-Lösungen im Kundenauftrag entwickeln.
Nagdaljan: Die Entwicklung läuft jetzt reibungsloser als am Anfang. Ralph und ich haben mittlerweile unsere Rollen gefunden: Er ist der Architekt und ich sein technisches Gewissen. Wir wissen inzwischen, was wir in Bezug auf Container-Plattform leisten können. 95 Prozent von dem, was Ralph fachlich verspricht, können wir leisten. Die restlichen fünf Prozent mache ich mit meinem Team
möglich
Wie kann das DVZ sicherstellen, dass auch seine Kunden die Container-Lösungen reibungslos in Betrieb nehmen können?
Rehbein: Dafür haben wir ein Onboarding in Form eines Workshops entwickelt. Das DevOps-Team ist ein fester Bestandteil davon. Bei diesen Treffen klären wir Bedürfnisse und wie Container in die Software-Architektur des Kunden eingebaut werden können. Es ist wichtig, dass von den Kunden bis zu den Entwicklern alle miteinander sprechen.
Nagdaljan: Das gilt genauso für das Thema Sicherheit. Wir mussten für eine Anwendung z. B. in kürzester Zeit eine Web Applikation Firewall (WAF) zum Laufen bringen und dafür sorgen, dass der Kunde ein sicheres System hat. Und so arbeiten wir generell. Kommt ein Kunde mit einer Anforderung, schauen wir, ob sich das umsetzen lässt und wenn ja, wie schnell.
Beinhaltet die Leuchtturmrolle auch, dass das Wissen um Container-Technologie geteilt wird?
Rehbein: Ich denke ja. Die anderen 15 Datenzentralen der Länder haben die gleiche Herausforderung, wenn Container kommen sollen. Wir bringen ihnen gerne bei, wie das funktioniert. Dafür werden wir zwar nicht bezahlt, aber von einer Standardisierung der öffentlichen Verwaltung profitieren alle. Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden.
Nagdaljan: Der Aspekt des Teilens von Wissen steckt ja schon in der Ausbildung. Es ist nicht wie in einer Maurerlehre, bei der alle Schritte schon definiert sind. Man sitzt in der Nacht am Computer und schaut sich online um. Es gibt ja all die Plattformen von Gleichgesinnten, die die Technologie einsetzen, z. B. aus Unternehmen oder aus der öffentlichen Verwaltung. Da besteht natürlich die Möglichkeit, Hilfestellung zu bekommen und schneller auf ein Problem zu reagieren, als man das sonst könnte. Und so kommt man langsam in den Lead. Und da wir auch am Anfang schon mehr Know-how im Bereich der öffentlichen Verwaltung hatten, begannen wir auch, Wissen zu teilen. Es ist eine Investition in die Zukunft und es ist toll, dass das DVZ den Freiraum gibt, sich in den verschiedensten Communitys einzubringen. Denn der Community-Gedanke ist ausschlaggebend, wenn man vorankommen will.
Summary
- DVZ-Experten Ralph Rehbein und Hajk Nagdaljan sind überzeugt von dem hohen Potenzial, das die Container- Technologie für die digitale Verwaltung hat und haben dies in bereits 28 Kunden-Cases erfolgreich gezeigt
- Neben den Vorteilen der hohen Flexibilität und den Skalierungsmöglichkeiten befördert die Container-Technologie bei den Kund*innen in der Verwaltung und im DVZ selbst ein neues, kollaboratives Denken, in dem auch das Teilen von Wissen eine Rolle spielt