Ab dem Zeitpunkt war nichts mehr wie zuvor: Er zog häufig um und besuchte verschiedene Schulen, die teils mehr oder weniger für Sehbehinderte ausgerichtet waren, bis er 2015 seine Fachhochschulreife in Königs Wusterhausen absolvierte. Zwischenzeitlich erblindete er komplett und durchlief in der deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg eine blindentechnische Grundausbildung. „In den neun Monaten brachten sie uns alltägliche Dinge wie Wäsche waschen, kochen, putzen oder bügeln bei. Aber auch die Punktschrift, der Einsatz des Blindenstockes oder die Nutzung von technischen Hilfsmitteln wie Google Maps waren Teil der Ausbildung,“ erinnert sich Tommy.
Schwierig wird es für den Blinden, wenn etwas nicht barrierefrei ist. „Vor allem PDFs ohne Texterkennung stören mich. Aber auch Grafiken mit fehlendem Alternativtext oder unbeschriftete Elemente auf Webseiten sind für sehbehinderte Menschen schlecht“, weiß der DVZ-Mitarbeiter, der aktuell im Fernstudium Medieninformatik studiert. Doch nicht nur digitale Herausforderungen muss Tommy meistern – auch auf dem Weg zur Arbeit mit der Straßenbahn kann es problematisch werden: „Ich habe schon mehrfach den Lenker eines E-Scooters in den Bauch gerammt bekommen, da diese oft mitten auf dem Weg stehen“. Trotz teils gefährlicher Hindernisse erfüllte sich Tommy von seinem ersten Ersparten einen großen Wunsch: eine Reise nach Tokio. Ein Jahr nach seiner Ausbildung erkundete er zehn Tage lang die japanische Hauptstadt. „Ich übernachtete in einem dieser berühmten Kapselhotels – das war richtig gemütlich“, lacht der DVZ-ler.