Die Nutzerperspektive zählt
In umfangreichen Workshops hat ein Team aus Expert*innen des Digitalisierungsministeriums MV und des DVZ zusammen mit der brain-SCC GmbH, die die im DVZ gehostete Verwaltungssoftware bereitstellt, Erfahrungen und Anforderungen der verschiedenen Nutzer- gruppen für das Customizing eingeholt – sowohl die der Bau- und Fachplaner*innen als auch die der Sachbearbeitenden in den Baubehörden und der Bürger*innen. Ihr Ziel: Einen möglichst einfach auszufüllenden, leicht integrierbaren Online-Dienst zu schaffen, der der Realität der Nutzenden entspricht.
Konkret sieht das dann so aus: Der Entwurfsverfasser, sprich der Bauplaner, wie etwa ein Architekturbüro oder eine Baufirma, setzt den Antragsentwurf auf und füllt diesen gemeinsam mit dem Bauherrn und Fachplanern aus. Nun können sie den Bauantrag bequem zusammen online bearbeiten – parallel, von jedem Ort und zu jeder Zeit. Sollten noch Informationen fehlen oder Fragen auftreten, schreiben sie direkt miteinander. Genauso können auch weitere Ämter und Behörden bei der Bearbeitung mit einbezogen werden – und auch die Sachbearbeitenden der Baubehörde, die den eingereichten Antrag begutachten und eine Entscheidung fällen. „Über den Status sehen die Behörden, ob die erforderlichen Daten inklusive aller Unterlagen bereits vorliegen. Ein Sachbearbeiter weiß also sofort, ob er den Bescheid fertigstellen kann oder den Entwurfsverfasser anschreiben muss“, erklärt Christoph Vollmer. „Das schafft mehr Transparenz.“ Auch den Bescheid erhalten die Bauverantwortlichen am Ende online.
„Ob es nun das Architekturbüro ist, das seine Baupläne in einer bestimmten Software anlegt und direkt im Antragsportal hochlädt oder man dem Amt für Statistik nach der Genehmigung des Antrags direkt melden kann, welchen Bau man plant: Wir wollen, dass die Nutzenden möglichst viel im Antragsportal erledigen können, ohne in eine andere Anwendung wechseln zu müssen. Damit schaffen wir für die Bürger*innen einen digitalen Endpunkt für Bauanträge“, erklärt der DVZ-Sachgebietsleiter.
Damit das gelingt, wird in der Fachanwendung als Basis für den Datenaustausch der vom IT-Planungsrat vorgegebene XBau-Standard genutzt; ein XML-Standard der bundesweit zum Einsatz kommt. Bei der mandantengerechten Trennung der einzelnen Bundesländer kommt Containertechnologie ins Spiel. „Jedes Bundesland, das sich für die Nutzung des Bauantrags entscheidet, erhält für sich einen eigenen, individuell abgestimmten Bereich in unserer Kubernetes-Umgebung. Hier werden die speziellen Anforderungen umgesetzt, die es beim Ausfüllen eines Bauantrags zu berücksichtigen gilt. Das können zum Beispiel bestimmte Formularfelder sein, die in einem Land ausgefüllt werden müssen, in einem anderen aber nicht“, fasst Simon Krause zusammen.
Stetige Optimierung
Doch welche nächsten Schritte sind geplant? Aktuell laufen Gespräche mit weiteren Bundesländern, die die Lösung integrieren möchten. Parallel arbeitet das Fachteam bereits daran, das Feedback der mitnutzenden Länder in die Weiterentwicklung des Bauantrags fließen zu lassen. „Auf unserer To-Do-Liste stehen aktuell die Prozessautomatisierung sowie die Entwicklung eines Antragsassistenten“, sagt Geschäftsstellenleiter Christoph Vollmer. „Damit können wir Verfahren weiter beschleunigen und es für die Nutzenden noch einfacher machen, einen Antrag auszufüllen.“
DVZ-Sachgebietsleiter Simon Krause blickt sogar schon etwas weiter. „Perspektivisch möchten wir einen Absprungspunkt für den Lebensbereich Bauen und Wohnen schaffen und verschiedene Leistungen darin bündeln“, erklärt er. „Man kann sich das wie eine Checkliste vorstellen: Was brauche ich noch alles, wenn ich ein Haus baue? Ich muss das Abwasser anmelden, ich brauche eine Hausnummer, eine Mülltonne. Und vom Portal aus gelange ich dann direkt auf die entsprechenden Anmeldeseiten der Anbieter, z. B. meines regionalen Wasser- oder Stadtwerks. Vielleicht reduziert das auch die Nachfragen an die Ämter und die Bürger*innen müssen sich diese Informationen nicht erst mühselig zusammensuchen.“
Summary
- Über den digitalen Bauantrag können Bürger*innen ihre Bauprojekte online einreichen
- Bereits zehn Bundesländer nutzen den digitalen Bauantrag aus MV nach
- Bauherr*innen, Bau- und Fachplaner*innen sowie Behörden füllen den Bauantrag im Portal gemeinsam aus und kommunizieren direkt miteinander – das beschleunigt das Antragsverfahren
- Das Antragsportal wird vom Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung MV, dem DVZ und der brain-SCC GmbH zusammen mit den mitnutzenden Ländern weiterentwickelt