
Potenzieller Nutzen schon in Testreihen zu sehen
Deshalb suchen die DVZ-ler*innen im Rahmen verschiedener Bachelor-Arbeiten mit Studierenden nach Optionen für die potenzielle Nutzung. Teilweise geschieht das anhand von Fachthemen der DVZ-Kund*innen: So entsteht gerade eine Master-Thesis an der Universität Rostock mit Fokus auf Anwendungsfälle in der öffentlichen Verwaltung. Dazu zählen die KI-unterstützte Analyse und Bewertung von Anträgen, beispielsweise beim Elterngeld oder Wohngeld. Chatbots können Bürger*innen zudem bei der Nutzung der digitalen Angebote öffentlicher Verwaltungen nützlich sein.
Nicht 100% korrekte Antworten
Was ChatGPT überhaupt kann, war Gegenstand eines viel beachteten Azubi-Projektes. Elisabeth Hensel, Auszubildende zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung im ersten Jahr, berichtet: „Wir haben ChatGPT erprobt und perfekte Antworten auf unsere Fragen erhalten. Bemerkenswert war dabei, dass diese KI sogar die eigenen Ergebnisse kommentiert hat. Das finde ich erstaunlich“, sagt die 19-Jährige. Der sprach- und textbasierte Chatbot kommt zuweilen aber auch ins Straucheln. Die Frage nach dem größten Land Südamerikas beantwortet ChatGPT falsch, weiß Elisabeth Hensel. „Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Zum einen reicht das Anwendungstraining, also das ,Füttern’ der Maschine nur bis 2021. Das erklärt fehlerhafte Ergebnisse bei Recherchen mit aktuellem Bezug. Wichtig ist aus meiner Sicht auch, dass Sprache sehr vielschichtig ist. Bei Fragen auf Deutsch wird offensichtlich im Hintergrund übersetzt“, meint Stephan Giewald. Die Größe eines Landes kann sich nämlich sowohl auf die Fläche als auch auf die Einwohnerzahl beziehen. Und die Übersetzung „größtes Land“ zu „greatest country“ lässt eine Interpretation zu, die neben der Größe eben auch das beste oder bedeutendste oder großartigste Land meint.
Spannende, revolutionäre Entwicklung
Grundsätzlich stehen Elisabeth Hensel und Stephan Giewald dem ChatGPT offen und erwartungsvoll gegenüber. „Für mich ist es eine Freude, mich technisch mit einer solchen Entwicklung befassen zu können“, sagt der Softwareexperte. „Es gibt bereits Beispiele, die uns zeigen, dass Maschinen es besser können als wir. Beim Landen eines Flugzeuges ist in der Regel der Autopilot aktiv. Fehler passieren eher, wenn der Mensch eingreift. Vielleicht verhält es sich mit künstlicher Intelligenz genauso und wir machen uns unbegründet Sorgen vor einer gewaltigen Neuerung, die wirklich das Ausmaß der industriellen Revolution übersteigt. Wir sind gespannt.“