
Sind das die Gründe, warum das DVZ aktuell eine Low-Code-Plattform testet?
S. Giewald: Unter anderem. Wir haben als DVZ die Herausforderung, dass wir immer schneller und immer mehr Anwendungen entwickeln sollen. Mit herkömmlichen Softwareentwicklungsmethoden ist diese Menge an Anfragen aber nicht realisierbar. Wir bräuchten viel mehr IT-Personal und müssten zusätzlich unsere aktuellen Programmierer*innen entlasten. Für beides könnten Low-Code-Plattformen eine große Bereicherung sein. Daher haben wir uns entschieden, mit dem Anbieter Mendix – einer Tochterfirma von Siemens mit Sitz in den Niederlanden – zusammenzuarbeiten. Das besondere beim DVZ ist allerdings, dass wir nur die Plattform benutzen. Die von uns entwickelten Anwendungen werden im DVZ-eigenen Rechenzentrum betrieben. So bleiben wir flexibel und ungebunden.
Wer kann beziehungsweise sollte Ihrer Meinung nach mit Low Code entwickeln?
S. Giewald: Das Tolle an Low-Code-Plattformen ist, dass auch Menschen ohne Entwicklungserfahrung programmieren können. Wo sonst nur ein kryptischer Code zu sehen ist, haben wir nun eine visuelle Benutzeroberfläche. Technisch wenig versierte Personen, sogenannte „Citizen Developer“, bringen sich dank Low Code beim Software-Development ein, was eine enorme Chance bedeutet. In meiner Wunschvorstellung gibt es sowohl beim DVZ als auch beim Kunden „Citizen Developer“, die sozusagen die fachliche Vorarbeit betreiben und die Anwendung nach ihren Wünschen weitestgehend entwickeln. Erst bei komplexeren Aufgaben und der Schnittstellenanbindung kommen dann die traditionellen Entwickler*innen ins Spiel. Durch die Vorgaben der Low-Code-Plattform bewegen sich die „Citizen Developer“ in einem kontrollierten Bereich. Die Programmierenden behalten weiterhin den Überblick und die Aufsicht über die Anwendung. Klar gibt es bei der Plattform noch eine Upgrade-Version, für die man Entwicklungskenntnisse braucht, aber der Grundstock wäre gelegt. In der Folge erhöht sich damit die Akzeptanz und Zufriedenheit der Kund*innen mit der Anwendung. Durch dieses Vorgehen würden wir auf einen viel größeren Entwickler-Pool zugreifen und könnten eine Vielzahl an Anwendungen gleichzeitig entwickeln. Die Programmier-Profis wären entlastet und hätten mehr Zeit für komplexe Projekte. Das ist zumindest meine Vision.
Wo geht die Reise mit Low Code im DVZ hin?
S. Giewald: Ich denke, es wird später zwei Lager geben: Wenn Kund*innen eine sehr individuelle Anwendung möchten, greifen wir auf das traditionelle Coden zurück, was jedoch länger dauert und kostenintensiver ist. Wer eine einfache und kurzfristige Softwarelösung braucht, für den ist Low Code optimal, da diese schnell und kostengünstig umzusetzen ist – dann allerdings ohne viel Schnickschnack, da Low-Code-Plattformen an der ein oder anderen Stelle begrenzte Funktionalitäten haben. Der Einsatz von Low Code erfordert demnach ein Umdenken, sowohl bei den traditionellen Programmierenden als auch bei den Kund*innen. Eins ist jedoch sicher: Low Code wird so oder so weltweit und auch beim DVZ als eine ernstzunehmende Alternative zur normalen Entwicklung etabliert.
Vielen Dank für das Gespräch!
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- Sachgebietsleiter Softwareentwicklung
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