
Ein fortlaufender Prozess
Barrierefreiheit ist kein Begriff für behindertengerecht oder behindertenfreundlich, denn es gibt neben den durch körperliche Beeinträchtigungen bedingten Barrieren noch einige mehr. Für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen ergeben sich in bestimmten Situationen genauso vielfältige Barrieren. Zugang zu einem System zu haben, heißt also nicht automatisch, es auch nutzen zu können.
„Uns ist es wichtig, die Zugänglichkeit des eigenen Angebots so zu erhöhen, dass annähernd alle Menschen in der Lage sind, das Karriereportal bzw. die E-Recruiting-Lösung INTERAMT zu nutzen“, betont INTERAMT-Leiter Marco Prill. „Ich stehe hier nicht mit erhobenem Zeigefinger, denn das Thema ist so komplex, dass es immer Optimierungsbedarf geben wird. Dafür sorgen nicht zuletzt entsprechende Gesetze, Verordnungen, Standardvorgaben oder verschiedenste Prüfverfahren und das ist gut so. Aber wir wollen zeigen, dass es uns wichtig ist, kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen, um den Nutzer*innen des Portals selbst als auch den vielen Anwender*innen unserer E-Recruiting-Produkte ein möglichst ganzheitlich barrierefreies System bzw. einen möglichst barrierefreien Webauftritt zur Verfügung zu stellen.“
Onlineversion in leichter Sprache
Ein besonderer Fokus wurde auf die beständige Weiterentwicklung des Designs gelegt. Schriften, Bildgrößen und Kontraste, Alt-Texte, Bildbeschreibungen oder Untertitel sowie die genaue Kennzeichnung von Bedienflächen sind bzw. werden weiter überarbeitet. „Ich bin mit den bereits umgesetzten Änderungen zufrieden. Die gesamte Webseite lässt sich sehr gut mit dem Screen-Reader bedienen. Es sind z. B. keine Tastaturfallen mehr vorhanden oder nicht gelabelte Eingabefelder. So können Stellenangebote schnell und unkompliziert gefunden werden,“ bestätigt Tommy Mahajan, der als Berater im Sachgebiet Digitalisierung sowie als Projektleiter im DVZ arbeitet. Er ist seit 2010 erblindet und profitiert von der Barrierefreiheit. In naher Zukunft ist eine Onlineversion in leichter Sprache geplant. So können Menschen mit kognitiver Behinderung, Lernbehinderte, Gehörlose, aber auch Analphabeten oder Personen mit geringen Deutschkenntnissen Zugang zu den Angeboten des Karriereportals des öffentlichen Dienstes erhalten. Die Erstellung abrufbarer, barrierefreier PDF-Dokumente ist ein weiterer großer Meilenstein auf dem Weg der barrierefreien Online-Gestaltung.

Marco Prill | INTERAMT-Leiter
Es ist uns wichtig, kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen, um den Nutzer*innen des INTERAMT-Portals selbst als auch den vielen Anwender*innen unserer E-Recruiting-Produkte ein möglichst ganzheitlich barrierefreies System bzw. einen möglichst barrierefreien Webauftritt zur Verfügung zu stellen.
Barrierefrei auch im Hintergrund
Zur digitalen Barrierefreiheit gehört neben der Nutzerfreundlichkeit einer Website für Besucher*innen auch eine barrierefreie Gestaltung des Backends, über das die interne Bearbeitung der Webseiteninhalte erfolgt. So steht für das INTERAMT-Team nicht nur die Stellensuche und der Bewerbungsprozess für Menschen aller Altersgruppen mit unterschiedlichsten Einschränkungen im Fokus, sondern auch die Nutzung der hinter dem Dienst stehenden E-Recruiting-Lösung. Mitarbeiter*innen der Verwaltung werden durch die modernen SaaS-Anwendungen INTERAMT.kompakt und INTERAMT.professional in allen Phasen der Personalgewinnung unterstützt. Dabei wird neben Sicherheit und Datenschutz das barrierefreie Arbeiten mit der Lösung zukünftig höchste Priorität haben.
„Der Anspruch, den Zugang zu den CMS-Systemen im Hintergrund barrierefrei zu ermöglichen, ist eine genauso große Herausforderung wie der Aufbau eines barrierefreien Online-Auftrittes“, erklärt Marco Prill. Fakt ist, dass größere Websites heute kaum noch ohne ein professionelles Redaktionssystem auskommen. Also spielt das Thema Barrierefreiheit hier eine ebenso wichtige Rolle. Denn Menschen mit Handicap wollen Inhalte nicht nur ansehen, sondern mit ihnen arbeiten bzw. Inhalte bearbeiten. Deshalb sollten sowohl Frontend und Backend barrierefrei sein. „Dahingehend möchten wir unseren Kund*innen der öffentlichen Verwaltung diese Möglichkeiten mit unserer Anwendung bieten“, wünscht sich Marco Prill mit einem Augenmerk auf die weitere Planung und verweist auf die gerade erfolgreich abgeschlossene Erstellung von Videos in Gebärdensprache.
Eine Frage der Ausstattung
Barrierefreiheit scheitert aber oft nicht an den Webseiten, sondern bereits an der eingesetzten Hilfstechnik. Nicht kompatible oder veraltete Hard- und Software beeinflussen ebenfalls die Nutzung barrierefreier Angebote. Damit kann die Hilfstechnik selbst schon zum Hindernis werden. „Man ist in der Tat gezwungen, auch technisch Schritt zu halten“, weiß Tommy Mahajan aus Erfahrung zu berichten. „Im Idealfall herrscht ein Gleichgewicht zwischen technischer Ausstattung, genutzter Software und den Webanwendungen. Denn oft entscheiden beispielsweise schon unterschiedliche Screen-Reader-Versionen darüber, ob ein Webangebot abgerufen werden kann oder nicht.“
Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass die Umsetzung von Barrierefreiheit ein anhaltender Entwicklungsprozess ist, der auch durch die Gesetzgebung weiter vorangetrieben wird. Dementsprechend bleibt das INTERAMT-Team am Ball und lässt regelmäßig die Zugänglichkeit des Webangebotes sowie der technischen Lösung mit Hilfe etablierter Prüfverfahren an den gesetzlichen Regelungen ausrichten.
